Bergslalom Sulzthal – wie alles begann
Die Historie des "Sulzthaler Berges"
von Christian Schmidt, 19. Juni 2012
Quellen: Peter Thumbeck, Michael Rettner, Christian Schmidt, Elmar Schmidt, Werner Schmidt, Bernd Sachs
Als am 1. Juni 1952 der Grundstein für den Motorsportclub Sulzthal gelegt wurde, dachte noch keiner der 20 Gründungsmitglieder an ein Bergrennen. Damals verfolgte der MSC andere Ziele. So kann man in der Gründungsschrift folgenden Absatz finden: „Der Verein erstrebt die zuverlässige Benutzung eines Kraftfahrzeuges und verpflichtet seine Mitglieder zu ritterlichem Verhalten im Verkehr. Das gesetzte Ziel soll erreicht werden durch praktische und theoretische Vortragsabende, durch gemeinsame Ausfahrten, durch gesellige Veranstaltungen und durch Zusammenarbeit mit Vereinen oder Verbänden gleicher Richtung.“ Diesem Ziel ist der MSC Sulzthal weiterhin treu, jedoch kam Ende 1971 eine weitere Aufgabe auf den Verein zu, als der GAMSC (German American Motorsports-Club Würzburg) Kontakt zur damaligen Vorstandschaft aufnahm. Der damalige Rennleiter des GAMSC, Peter Thumbeck, erkannte die Gegebenheiten des Berges und konnte die Mitglieder des MSC Sulzthal überzeugen: der Grundstein des Bergrennen Sulzthal war gelegt und gilt als heutiger Vorreiter des Bergslalom.
Am 28. Mai 1972 fiel der Startschuss zum 1. Bergrennen Sulzthal. Die Veranstaltung der Bergrennen wurde vom GAMSC in Kooperation mit dem MSC Sulzthal durchgeführt, und erweckte den Sulzthaler Berg zum Leben. In den 70er Jahren waren Bergrennen dünn gesät, schließlich war der Autorennsport, damals wie heute, ein teures Unterfangen. Die Bergrennen in Sulzthal zogen jährlich mehrere Tausend Besucher an, und entwickelten sich zu einem der größten Events im nordbayerischen Raum: man kannte Autorennen nur aus Übertragungen im Fernsehen und das meist in Schwarzweiß. Der GAMSC und MSC Sulzthal verstand es organisatorisch, wie technisch, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, welche sich zum Publikumsmagneten entwickelte. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Zuschauer an den Sulzler Berg.
Bis Mitte 1979 fanden fünf Bergrennen am Sulzthaler Berg statt. Peter Thumbeck, heutiger Rennleiter des Bergrennen Unterfranken, leitete über die ganzen Jahre das Geschehen am Sulzthaler Berg. Schon damals wurden Bedenken laut, ob die Bergrennen nicht zu gefährlich seien und wie schädlich diese für die Umwelt wären. Dies war einer der Gründe warum sich der damalige Rennleiter zugunsten des Bergrennens Eichenbühl bei Würzburg entschied. Danach wurde es still am Sulzthaler Berg, es blieben nur noch die Erinnerungen, Fotos und Zeitungsberichte aus damaliger Zeit.
Der Bergslalom Sulzthal
2008, fast 30 Jahre nach dem letzten Bergrennen in Sulzthal, fand auf Initiative des MSC Zellingen, in Zusammenarbeit mit dem MSC Sulzthal, der erste Bergslalom am Sulzthaler Berg statt. Die Kunde, dass der Sulzthaler Berg wieder zurück sei, verbreitete sich schnell unter den Motorsportfans. Die Resonanz der Teams und Zuschauer war durchweg positiv, und lies Erinnerungen an die damaligen Bergrennen wieder wach werden. Angespornt durch den großen Erfolg und das große Interesse der Öffentlichkeit, wurde 2009 ein weiterer Bergslalom durchgeführt. 2009 zog das Rennen noch mehr Teams und Zuschauer an: immer mehr Fahrer und deren Teams wurden vom Sulzthaler Berg in den Bann gezogen!
Der 3. ADAC Bergslalom Sulzthal 2010 zählte schon 113 Starter und etablierte sich schließlich als Kultveranstaltung im deutschen Bergslalom Sport. Die öffentlichen Medien berichteten immer mehr über den Bergslalom Sulzthal.
2011 richtete das bewährte Veranstalter-Team um Patrick Orth (MSC Zellingen) und Otto Menig (MSC Sulzthal) den damals spektakulärsten Bergslalom aus. Das schlechte Wetter tat am Renntag sein Übriges dazu, und verwandelte den Sulzthaler Berg in einen brodelten Kessel: Regen, Wind und Sonne wechselten ständig. Dies verlangte von allen Fahrern höchste Konzentration und Können ab. Besonders erfreulich für die beiden Veranstalter war jedoch der Umstand, dass trotz strömenden Regens, die Besucherzahlen weiter anstiegen und das Starterfeld schon 124 Teilnehmer zählen konnte.
Der Sulzthaler Berg zog inzwischen nicht nur Bergslalom Fahrer an, 2009 und 2010 fuhr der mehrmalige deutsche Bergrennmeister Uwe Lang mit seinem Osella einige Showfahrten, 2011 stand der Kitzinger Norbert Handa in seinem Lancia Delta Integrale Evo unter dem Starterzelt.
Schon einige Wochen vor Nennungsschluss zum Bergslalom 2012 waren sämtliche Starterplätze vergeben, und Tagesnennungen wie in den Vorjahren konnten nicht mehr ausgegeben werden: mehr als 130 Starter und ca. 100 Fahrzeuge waren angemeldet.
Was macht den Sulzthaler Berg so besonders?
Der Sulzthaler Berg ruft nicht nur Erinnerungen an die vergangen Bergrennen ins Gedächtnis, sondern verströmt wieder das Flair von Rennsport. Autoslalom-Rennen finden in der Regel auf flachem Gelände, wie Flug- oder Parkplätze, statt. Eine Bergslalomrennstrecke befindet sich, wie der Name schon sagt, am Berg. Diese Art von Rennstrecke ist selten im Autoslalom-Sport und entsprechend gefragt. Der Sulzthaler Berg bietet 1700 Meter knackigen Rennsport auf höchstem Niveau!
Bergslalom vs. Bergrennen
Der Bergslalom Sulzthal ist kein Bergrennen! Eines haben jedoch beide Arten des Bergrennsports gemeinsam: möglichst schnell den Berg hoch und ins Ziel zu kommen. Während bei einem Bergrennen die Fahrer meist immer voll auf dem Gas stehen, ist beim Bergslalom nicht die hohe Geschwindigkeit wichtig, sondern das fahrerische Können des Teilnehmers. So werden auf der Rennstrecke Pylonen aufgestellt, welche es nicht zu touchieren gilt! Für jeden touchierten Pylon wird dem Starter auf seine tatsächliche Fahrzeit eine Strafzeit aufgeschlagen.
Dieser Umstand nimmt Geschwindigkeit aus dem Rennen und zwingt die Fahrer dazu, Kurven und Pylonen möglichst geschickt zu passieren: rechtzeitiges Anbremsen und Beschleunigen ist gefragt! Auch wenn nicht die hohen Geschwindigkeiten wie beim Bergrennen gefahren werden, das Rennen ist nicht minder interessant.
Sicherheitsmaßnahmen beim Bergslalom
Aufgrund der reduzierten Geschwindigkeit eines Slalomrennens sind die Sicherheitsanforderungen des Gesetzgebers für Fahrer und Zuschauer niedriger angesiedelt als bei einem klassischen Bergrennen, jedoch orientieren sich die Veranstalter an den höheren Standards: es wurden am Start und im oberen Streckenabschnitt zwei Zuschauerbereiche eingerichtet. Diese Zuschauerbereiche sind besonders gesichert. Da am Start die Geschwindigkeit der Rennfahrzeuge ehr niedriger ist, wurde eine Auslaufzone vor dem Zuschauerbereich realisiert.
Im oberen Streckenabschnitt am Sulzthaler Berg befindet sich der zweite Zuschauerbereich. Dort ist eine große Auslaufzone für Fahrzeuge vorhanden. Zusätzlich befindet sich der Zuschauerbereich schon aus natürlichen Gegebenheiten ca. 5 Meter über der eigentlichen Rennstrecke. Dies sorgt nicht nur für eine bessere Übersicht, sondern gibt noch eine zusätzliche Sicherheit, für die rennsportbegeisterten Zuschauer. Der selbst hoch gesteckte Sicherheitsstandard der Veranstalter des Bergslalom Sulzthal zeigte in den letzten fünf Jahren seine Wirkung: es kam zu keinerlei Unfällen bei Teilnehmern oder Zuschauern.
Wie geht es weiter mit dem Bergslalom?
Beide Veranstalter des Bergslaloms werden sich dafür einsetzen, dass auch in den kommenden Jahren das Rennen stattfindet. So darf man in der Veranstaltung nicht nur den finanziellen Aspekt sehen, sondern muss auch die positive Auswirkung auf die ganze Region betrachten: inzwischen reisen aus ganz Deutschland Teilnehmer und Zuschauer an.
Es werden wieder Stimmen laut welche zu bedenken geben wie umweltschädlich und gefährlich der Bergslalom Sulzthal sei. Die letzten Jahre zeigen, dass die Sicherheitsvorkehrungen mehr als ausreichend realisiert und eingehalten werden. Da der Bergslalom Sulzthal als eintägige Veranstaltung geplant ist, werden die Auswirkungen auf die Umwelt auf ein Minimum reduziert.
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